Prison not only robs you of your freedom, it attempts to take away your identity.
Nelson Mandela (from: Long Walk to Freedom, 1994)
Laufende Projekte:
- Seit 2020 Mental Health and Psychosocial Support Berater und Trainer bei Malteser International
- Seit 2019 Projektbegleitung: E-Mental-Health für Menschen mit Migrationshintergrund beim Schweizer Roten Kreuz
Abgeschlossene Projekte:
- 2016 und 2019 Projektevaluierung Mental Health and Psychosocial Support (MHPSS), Implementierung von Telemedizin in infrastrukturschwachen Gebieten (Projekt Auswärtiges Amt) in der Ukraine

- 2013-2018 Tropenmedizinische und psychiatrische Tätigkeit (Mental Health Project) an der thailändisch-burmesischen Grenze (Malteser International), Ausbildung von Fachkräften

- 2014 Projektevaluierung Mental Health und medizinische Nothilfe Erbil und Zahko, Irak (Kurdistan)


- 2013 Projektevaluierung „Mental Health in crises regions“, Kilis, türkisch-syrische Grenze, Ausbildung von Fachkräften (Malteser International)
- 2011/12 Projektevaluierung “Mental Health in rural areas” in Bali, Indonesien
- 2002-2003, 2006 Langzeitflüchtlings-Projekt an der thailändisch-burmesischen Grenze (Malteser Auslandsdienst), Implementierung eines Mental Health Projektes

- 2000 Projektmanagement und tropenmedizinische Tätigkeit Überschwemmung in Mozambique (Malteser Auslandsdienst)

- 1998 Psychiatrisch / psychotherapeutische und tropenmedizinische Tätigkeit und Feldforschung in Flüchtlingslagern an der thailändisch-kambodschanischen Grenze

- 1994 Katastrophenmedizinischer Einsatz in Flüchtlingslagern in Goma, DR Kongo (ehem. Zaire), Zusammenarbeit mit UNHCR und Nichtregierungsorganisationen (NGO) (CARE Deutschland)


Krisentourismus, Helfersyndrom oder Suche nach Sinnhaftigkeit?

Seit 1993 bin ich ärztlich in Ländern tätig, deren Infrastruktur und politische Rahmenbedingungen eine ausreichende und nachhaltige Gesundheitsversorgung und insbesondere eine diesbezügliche Unterstützung von Betroffenen in Krisenzeiten nicht gewährleisten kann.
Lag der Schwerpunkt meiner Arbeit im Ausland zu Beginn auf der Behandlung von Patienten und Patientinnen mit Hautkrankheiten (Lepra) und Infektionskrankheiten, änderte sich in den Folgejahren die Zielgruppe, nun waren es häufig Flüchtlinge oder die ansässige indigene Bevölkerung, welche als Binnenvertriebene beispielsweise im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen oder durch die Natur verursachte Katastrophen ihre Heimat verlassen mussten.
Neben erster medizinischer Nothilfe rückten auch aufgrund meiner beruflichen Spezialisierung mehr und mehr die psychosozialen Aspekte von Gesundheit und Krankheit in den Vordergrund. Ich musste erfahren, das Nothilfe sinnvoll notwendig und indiziert ist, aber aufgrund ihrer Zielsetzung wenig Nachhaltigkeit zeigt, und eine längerfristige Veränderung der Gesundheitsversorgung und des Gesundheitszustandes – speziell auch des psychischen Gesundheitszustandes – nur dann erfolgen kann, wenn die Menschen vor Ort ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen können.
Seit Jahren bin ich deshalb im Bereich psychischer Störungen und psychosozialer Unterstützung (Mental Health and Psychosocial Support) – einerseits im Sinne der Prophylaxe, andererseits im Sinne der Therapie in entsprechenden Ländern tätig. Den Fokus bildet neben der eigentlichen Versorgung von Patienten die Schulung von geeigneten Fachkräften, um die betroffene Bevölkerung sukzessive von Hilfsleistungen aus Drittländern unabhängiger zu machen. Dass zahlreiche geschulte Fachkräfte im Anschluss an ihre Weiterbildung dann ihre Heimatländer – Low and Middle Income Countries – in Richtung Drittländer verlassen (sog. „brain drain“), um sich selbst und ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen zu können, ist nachvollziehbar und führt dazu, dass Mental Health and Psychosocial Support keine Aufgabe ist, welche in absehbarer Zeit abgeschlossen sein wird.
So erschütternd teilweise die Situation der Betroffenen vor Ort erscheint, so viel Bewunderung verdienen die Menschen, welche versuchen sich engagiert mit der entsprechenden Situation auseinanderzusetzen und zu arrangieren.
Vielfältige Beispiele für Resilienz, Ressourcen-orientiertes Verhalten und an die jeweilige Herausforderung adaptiertes Coping motivieren mich bei jedem Einsatz in unterschiedlichen kulturellen Kontexten aufs Neue, genauso wie menschlich verständliches, aber auf lange Sicht destruktives Verhalten Anlass zur Sorge gibt.
Die Evaluierung von Projekten hilft mir bei der Konzeption von Modellen und Ansätzen zur Gesundheitsversorgung.
Stichwort „Helfersyndrom“ und „Katastrophentourismus“:



Es ist davon auszugehen, dass jeder, der sich freiwillig in Situationen wie die oben beschriebenen begibt, Aspekte des „sich gut zu fühlen“ (oder nur „gut fühlen zu dürfen„) wenn man hilft – oder etwas reflektierter formuliert: „meint geholfen zu haben“ in sich trägt bzw. praktiziert.
Ginge es nur ums „helfen“, dann ist die Hilfe einer Kranken/Altenpflegerin oder eines Kranken/Altenpflegers auf einer Demenzstation oft wertvoller. Aber eben unspektakulär. Und gerade deshalb haben diese Menschen unsere Achtung verdient.
Der Wunsch nach Exotik, nach Abenteuer, nach Sensation Seeking ist Teil des Engagement in Krisenregionen der Welt. Wie auch die Entbehrungen, die Krankheiten und sonstigen Risiken, welchen man sich dort aussetzt.
Aber – und das ist der große Unterschied zu den Menschen, welche unserer Hilfe bedürfen (und sei es oft nur vorübergehend, und längerfristig nur zur Selbsthilfe) – sie sind gezwungen, diese Situationen zu erleben, zu erleiden, zu erfahren. Und wir partizipieren nur – freiwillig.
Mir persönlich gibt diese Arbeit auch die Möglichkeit, ein bisschen von dem zurückzugeben, was ich – durch Zufall ohne eigenes Dazutun geschenkt bekommen habe: In – im Vergleich zur Mehrheit der Weltbevölkerung -begnadeten Verhältnissen aufgewachsen sein zu dürfen (Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, im westlichen Teil Deutschlands, in einfachen und geordneten Verhältnissen, keiner Minderheit angehörend und ohne massive psychosoziale Stressoren … etc. ). Gerade um mir der Relativität und Flüchtigkeit von Frieden und Wohlstand immer wieder bewusst zu werden, sehe ich die Arbeit in Krisenregionen als große Bereicherung für mein berufliches und privates Leben und bin dankbar für die Begegnungen und dafür, dass ich unverdient in Lebensumständen leben darf, die es mir ermöglichen, punktuell am Leben anderer zu partizipieren – freiwillig.